Andreas Walker hat 2009 mit der Lancierung des Hoffnungsbarometers auf eine damals kaum gebräuchliche Kernkompetenz von Christinnen und Christen aufmerksam gemacht. 2015 lancierte er eine Hoffnungskonferenz in Bern.
Die Bemühungen haben Früchte getragen. Nun nehmen Bücher und Zeitschriften das Thema immer häufiger auf. Schon fast inflationär. Der «Bundes Verlag» hat kürzlich die Zeitschrift «anders leben» lanciert. Sie gibt ganz unterschiedliche Hinweise, wie man (auch) angesichts der Klimakrise hoffnungsvoll leben kann. Der Zürcher Professor für Praktische Theologie, Ralph Kunz, sagte kürzlich in einem Interview mit der Wochenzeitschrift IDEA im Blick auf die Klimakonferenz in Glasgow: «Wenn es menschlich betrachtet düster ist, so bin ich doch gewiss, dass die Hoffnung Christi auf eine Macht setzt, die stärker ist als alles, was auf der Welt geschieht. Ich versuche, in dieser Hoffnung zu leben und erwarte es auch von der Kirche.»
Eine christliche Spiritualität mit ökologischer Perspektive ...
Eine künftige Klimakatastrophe, die sich heute schon in ungewöhnlichen Phänomenen manifestiert, scheint unabwendbar zu sein. Zu zögerlich sind die Massnahmen auf der Ebene der Weltpolitik.
Diese Situation fordert zu Recht (auch) christliche Intellektuelle heraus. Heinrich Christian Rust, bekannt vor allem als Experte für Gemeindebau und Leiterschaft, hat sich davon bewegen lassen. Er hat sich berühren lassen von einer Spiritualität, die sich dem Schöpfungsgeschehen zuwendet. Dabei hat er eine eigentliche Schöpfungstheologie entwickelt, eine Sicht von der Schöpferkraft des dreieinen Gottes, die beim Sechstagewerk des Schöpfers beginnt und sich durch die ganze Heilsgeschichte bis zur Schaffung «eines neuen Himmels und einer neuen Erde» fortsetzt1.
Aus dieser Schöpferkraft und Schöpfungsdynamik hat er eine tragende Hoffnung entwickelt, die sich einem auch unter Christen verbreiteten Pessimismus oder gar Fatalismus entgegenstellt. Er hat dabei auch die Kraft der christlichen Mystik entdeckt.
.. die man auch säkular formulieren kann
Auch aus säkularer Sicht – bzw. säkular formuliert – kann man anders mit den düsteren Zukunftsaussichten bezüglich Klima umgehen. Dies zeigte kürzlich der Philosoph, Naturwissenschaftler und Publizist Ludwig Hasler in seiner Kolumne, die er unter dem Rubriktitel «Jung & Alt» abwechselnd mit der Journalistin Samantha Zaugg in der «Schweiz am Wochenende» schreibt. Unter dem launigen Titel «Komm unter dem Bett hervor – wir machen hier Zukunft», beschreibt er, wie er sich dagegen wehrt, Abfall zu produzieren oder wie er ihn ansonsten sauber trennt. Er tut dies, auch wenn ihn seine Freunde belächeln und sagen: «Toll, Ludwig, aber du weisst, dass du damit die Welt nicht rettest!» Seine Antwort darauf: «Klar, ... aber mich! Ich rette meine Selbstachtung. Ich will Person sein. Kein Idiotenmädchen der Überflussgesellschaft.»
Hasler skizziert in der Folge eine säkular formulierte Spiritualität der Hoffnung, die in der Konsequenz auch christlich verstanden werden könnte: «Natürlich sollen wir politisch Druck machen», so Hasler. «Aber mach ich nur, was irgendwelche Konferenzdelegierte beschliessen?» Denn: «Ändern wir nicht unseren Lebensstil, passiert eh nichts. Damit kann ich aber gleich beginnen. Mit der Haltung: ‚Hey, das ist meine Welt. Es kommt auf mich an. Ich bin nicht euer nützlicher Idiot.’» Und er begründet: «In dieser Haltung mache ich den Epochenwandel nicht zähneknirschend mit. Ich will ihn, er reanimiert meine Würde, meinen Stolz, Mensch zu sein statt nur Ressourcenverbraucher.»
Ludwig Hasler hat einen katholischen Hintergrund. Mit seiner Kolumne bringt er ein schönes Beispiel, wie «integriertes Christsein» auch ganz ohne frommen Unterton kommuniziert werden kann!
1 Rust, Heinrich Christian. «Zuhause in der Schöpfungsgemeinschaft. Dimensionen einer ökologischen Spiritualität.» 2021, Neufeld Verlag
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